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1. Theil 3 - S. 268

1880 - Stuttgart : Heitz
268 Neue Geschichte. 2. Periode. Rußland. Das Haus Rurik war nach mehr als 700jähriger Dauer 1-598 mit Feodor Jwanowitsch erloschen; ein russischer Edelmann, Boris Godunow, der schon unter Feodor die Regierung geleitet hatte, wurde zum Herrscher erwählt. *) Gegen ihn trat der angeblich *) Wir tragen hie.r eine kurze Uebersicht der Geschichte des russischen Reiches unter dem Hause Rurik nach. Slavische und finnische Völkerschaften von der Ostküste des baltischen Meeres zur oberen Wolga hin hatten 862 eine Normannenschaar, die Waräger, als ihre Herren in das Land gerufen, um dadurch die Beendigung innerer Zerwürfnisse herbeizuführen. Die Waräger, für welche hier der Name Russen aufkam, erschienen unter der Führung von drei Brüdern, Rurik, Sineus und Truwor. Rurik wurde nach dem Tode seiner Brüder der einzige Gebieter des neugestifteten Reiches'; er hatte seinen Herschersitz in Nowgorod am Jlmensee aufgeschlagen. Sein Nachfolger machte Kiew zur Residenz. Siegreiche Kriege erweiterten das Reich nach Osten und Süden; mit kühnen Seefahrten über das schwarze Meer und in den Bosporus bis vor die Mauern von Constantinopel wurde das oströmische Reich geschreckt und gebrandschatzt. Der Enkel Ruriks, Swätoslaw, überschritt mit Heeresmacht die Donau und drang bis Adrianopel vor. Wladimir der Große, 980—1015 vermählte sich mit der griechischen Prinzessin Anna, einer Schwester der Theophania, welche die Gemahlin des deutschen Kaisers Otto Ii. war; er nahm das Christenthum an und führte dasselbe auch in seinem Volke ein, 984. Es geschah dies im Anschluß an die griechische, nicht an die römische Kirche, ein Umstand, welcher viel dazu beitrug, daß Rußland den abendländischen Völkern so lange sremd blieb. Sein großes Verdienst, christlicher Gesittung in Rußland Eingang verschafft zu haben, schmälerte er unabsichtlich dadurch, daß er bei seinem Tode das Reich unter seine Söhne theilte, deren einer, der Großfürst von Kiew, die Oberherrlichkeit verwalten und den Zusammenhang der Theile erhalten sollte. Bruderkriege, Parteiungen und die Einmischung der Nachbarn, besonders der Polen, waren jahrhundertelang die verderblichen Folgen dieser Theilungen; das Volk litt unter den räuberischen Einfällen der Grenzvölker, die Macht des Reiches verfiel/ Während dieser traurigen Zeiten wurde um 1150 Moskau gegründet. Kiew verlor an Bedeutung, und die Stadt Wladimir kam als Fürstensitz ansehnlich empor, doch auch nur vorübergehend; Nowgorod aber als eine fast selbständige Handelsrepublik und im Besitz eines weiten Gebietes erlangte große Macht und war eines der bedeutendsten Mitglieder der Hansa. Als 1287 die verwüstenden Schwärme der Mongolen aus Asien hereinbrachen fehlte in Rußland die Kraft, sich der wilden Feinde zu erwehren. Die goldene Horde der Mongolen gründete in den Gebieten der unteren Wolga das Reich von Kaptschak und hielt die russischen Fürsten und Großfürsten über 200 Jahre lang in Tributpflicht. Noch in der ersten Zeit dieser mongolischen Herrschaft erwarb sich der Großfürst Alexander Newsky, 1252—1263, durch einen Sieg an der Newa über die Schweden einen gefeierten Namen. Sein Enkel, Johann Kalita 1328—1340, begann mit Klugheit und Ausdauer die Kraft des Reiches wieder zu heben. Moskau wurde Hauptstadt, und auch der Sitz des Metropoliten wurde von Kiew hierher verlegt. Wenn auch der erste Versuch, das Mongolenjoch abzuschütteln, trotz eines großen Sieges über dieselben am Don 1380

2. Theil 3 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. 87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546. Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten. Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000

3. Theil 3 - S. 136

1880 - Stuttgart : Heitz
136 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. dem Wege zu räumen; ja, man munkelte selbst, daß Maria von Medicis darum gewußt habe. — Heinrich war erst 56 Jahre alt, als er seinen weitsichtigen Plänen durch den Tod entrissen ward. Doch hat er den Grund gelegt zu der wohl eingerichteten, alle ihre Kräfte auf einen Mittelpunkt hinleitenden Monarchie, welche Frankreich von da ab auf lange Zeit das Uebergewicht in Europa verschaffte. Er war der Erste, welcher die Idee faßte; durch Herstellung eines Gleichgewichts der Mächte den Frieden Europas dauernd herzustellen und so das Ideal eines wahrhaft christlichen Kaiserthums zu verwirklichen. Heinrich Iv. war, wie gesagt, aus der Familie der Bourbons, zu welcher bis zur ersten Revolution alle ihm nachfolgende Könige gehört haben. Sein nächster Nachfolger war jener Ludwig Xiii. (1610—43), über dessen Geburt sich Heinrich so gefreut hatte. Aber der Geist seines Vaters ruhte nicht auf ihm. Er war ein persönlich unbedeutender König, der seinen klugen Minister, den Cardinal Richelieu, ganz regieren ließ, so daß eigentlich dieser, nicht der König, als der Beherrscher Frankreichs zu betrachten war. 96. Die Kaiser Ferdinand I., Maximilian Ii. und Rudolph Iii. Ferdinand I., der nach seines Bruders Karls V. Niederlegung der Krone deutscher Kaiser wurde, regierte von 1556—64 lobens-würdig. Den großen Geist seines Bruders hatte er zwar nicht, dasür war er aber milder, gütiger und duldsamer, und dieser Sinn war allerdings der Ausbreitung der evangelischen Lehre sehr förderlich. Er machte ihm um so mehr Ehre, als er im Herzen ein sehr eifriger Katholik war und die Lehre der römischen Kirche für die wahre christliche Religion hielt. Auch in seinen Erblanden fand die evangelische Lehre immer mehr Eingang; selbst die Geistlichen, die wegen der schlechten Bildungsanstalten, die sie im Oestreichischen fanden, zum Theil in Wittenberg ftubirt hotten, suchten sie möglichst auszubreiten. Aber gegen keinen Andersdenkenden erlaubte sich Ferdinand eine Härte; nur durch freundliches Zureden suchte er sie zu bewegen, zur alten Kirche zurückzukehren, und behaupteten sie, daß ihr Gewissen es ihnen verbiete, so ließ er sie gewähren. Gern hätte er den Papst bewogen, den Abendmahlskelch und die Priesterehe zu gestatten; aber nur das erstere konnte er erlangen, und selbst dies wurde bald wieder

4. Theil 3 - S. 267

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 267 Kaiser 1705 und machte seinem Sohne Joseph I. Platz. Dieser war einsichtsvoll und wohldenkend, und hätte gewiß für Deutschland mehr gethan, hätte ihn nicht der spanische Erbfolgekrieg so sehr beschäftigt. Er hat dessen Ende nicht erlebt; denn er starb schon 1711, erst 33 Jahre alt. Da er keine Söhne hatte, so folgte ihm sein Bruder Karl Vi., der jenem Kriege im Frieden von Rastatt 1714 ein Ende machte. Den Geist Josephs I. besaß er zwar nicht, aber er hat für seine Erbländer recht treu gesorgt und den durch die vielen Kriege zerrütteten Wohlstand wieder zu heben gesucht. Nur für Deutschland hat er so gut wie nichts gethan. Er hat bis 1740 regiert. Von seiner Tochter und Nachfolgerin, Maria Theresia, wird unten mehr die Rede sein. 105. Peters des Großen Jugendjahre und erste Regierungszeit. Vor der glorreichen Regierung Peters des Großen war das russische Reich wenig zu den europäischen Ländern gerechnet worden. Kaum wußte man in Europa von dem Volke der Russen oder den Moskowitern; selten einmal hatte ein europäischer Fürst eine Gesandtschaft nach Kiew oder Moskau geschickt. Erst seit dem Einbruch der Türken in Europa hatte man hier angefangen, an eine Mitwirkung der Russen bei den Kämpfen gegen den Halbmond zu denken. In Sprache und Sitten, Kleidung und Lebensweise, in Staatsverwaltung und Religion hielten sich die Russen von den Culturzustäuden der europäischen Völker getrennt; nur im Kriegswesen war unter den letzten Vorgängern Peters eine Annäherung an europäische Einrichtungen versucht worden. Da trat in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts Czar Peter mit den großen Entschlüssen auf, die Macht Rußlands bis an das schwarze Meer und die Ostsee auszudehnen, den Anschluß seines Reiches an die europäischen Staaten einzuleiten und sein Volk der europäischen Bildung zugänglich zu machen. Wenn auch damit zunächst nur eine äußerliche Veränderung erreicht wurde und wenn auch die frühere Roheit nicht sogleich verschwand, so hat doch Czar Peter bewirkt, daß seit ihm die Russen unter die europäischen Völker eingetreten sind. Er verdient daher gleich Karl dem Großen, gleich Alfred von England einen Platz in der Reihe der culturbringenden Fürsten, deren sich die Vorsehung bedient, um den Grund zur Entwickelung und zum Emporsteigen ganzer Völker zu legen.

5. Theil 4 - S. 1

1880 - Stuttgart : Heitz
Neueste Geschichte. 1789—1880. Kruste Periode. Port dem Anfange der französischen Revolution bis zum Sturze des ersten französischen Kaiserreichs, a789-*8](5). 118. Ausbruch der französischen Revolution. ®Bie große Begebenheiten die Geschichte auch enthält, so zeigt sie doch kein größeres und gewaltigeres Ereigniß auf, als die französische Revolution, durch welche die älteste Monarchie Europas umgestürzt und fast alle benachbarte Staaten in Mitleidenschaft gezogen wurden! Wenn es auch anfangs schien, als betreffe sie nur Frankreich, so haben sich doch ihre Folgen über einen großen Theil der Erde ausgebreitet und auch auf die Zustände unsres deutschen Vaterlandes bedeutend eingewirkt. Die Ursachen dieser großen Staatsumwälzung Frankreichs liegen meist in der früheren Zeit. Ludwig Xiv., welcher mehr als 70 Jahre regierte (1643—1715), hatte durch feine vielen Eroberungskriege und feine Verschwendung das Land in große Schulden gestürzt. Diese wurden unter seinem Urenkel und Nachfolger Ludwig Xv. (1715—74), einem höchst leichtsinnigen und unthätigen Könige, noch bedeutend vermehrt; denn er überließ die Regierung seinen Ministern und ließ sich von nichtswürdigen Weibern leiten. Eine derselben, die Marquise von Pompadour, Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 1

6. Theil 4 - S. 119

1880 - Stuttgart : Heitz
Zweite H^evioöe. Port der Stiftung der heiligen Allianz bis zur Februar-Revolution X8x5—1(848. 126. Der heilige Bund. — Deutschland und Europa bis zum Congreß von Verona, 1823. 30jährigen Kriege, besonders in den letzten Jahrzehnten vor und nach der französischen Revolution schien es offenbar geworden zu sein, daß der Geist der nur auf den Vortheil berechneten Staats-kuust bei den Cabinetten, sowie bei den Völkern der Geist religiöser Indifferenz und eines leichtsinnigen Aufgebens alter Sitten mehr als einzelne Umstände und zufällige Thaten an den großen allgemeinen Unglücksfällen schuld gewesen seien. Die drei Herrscher, deren Bimdniß endlich den Folgen der Revolution Halt geboten und einen sichern Rechtszustand in Europa äußerlich hergestellt hatte, wollten sich mit diesem Ergebniß ihrer Thätigkeit nicht begnügen, sondern sie wünschten, die ganze künftige Entwickelung des europäischen Staatenlebens auf einer bessern, sittlichen Grundlage zu befestigen, und schlossen zu diesem Zweck den heiligen Bund. Derselbe sollte an die Stelle der bisherigen, nur auf Weltklugheit und Berechnung des Vortheils begründeten Politik eine christliche treten lassen, indem die Vorschriften der Gerechtigkeit, der Liebe, des Friedens sowohl der Verwaltung der Staaten im Innern, als auch der Leitung ihrer gemeinschaftlichen Angelegenheiten zu Grunde liegen sollten. Die Fürsten verpflichteten sich untereinander, die höchsten und heiligsten Zwecke der Völker und Regierungen immer zur Richtschnur ihrer Handlungen zu machen. Sie gelobten ^urch die Geschichte der europäischen Staaten nach dem

7. Theil 4 - S. 129

1880 - Stuttgart : Heitz
Johann Vi. von Portugal. 129 währt, die Klöster wieder hergestellt, die Jesuiten kehrten zurück und mit ihnen die Inquisition mit ihren früheren Schrecken. Die Anhänger des vertriebenen Königs Joseph (die Josefinos) wurden bei Todesstrafe aus dem Reich verbannt und selbst viele, welche das Vaterland ruhmvoll vertheidigt hatten, entgingen der grausamen Verfolgung nicht. Die Empörungen, welche in Folge dieser Gewaltmaßregeln in mehreren Provinzen entstanden, wurden mit großer Strenge unterdrückt. Als nun aber die Colonien in Südamerika die Fahne des Aufruhrs aufpflanzten und gegen diese ein Heer in Cadiz versammelt wurde, brach hier eine Militairver-schwöruug aus, welche für die vielen Unzufriedenen im Lande ein Zeichen zur Erhebung gegen die Regierung wurde. In Cadiz wurde die Constitution der Cortes wieder ausgerufen und dem absoluten Königthum der Krieg erklärt. Dasselbe geschah in mehreren Provinzen, wo geheime revolutionäre Gesellschaften schon längst die Gemüther bearbeitet hatten. Der König vermochte den Aufstand nicht anders zu beschwören, als indem er sich zur Annahme der Constitution bereit erklärte (1820) und die Cortes einberief. Kaum aber waren diese vereinigt, als sie nach dem Beispiel der früheren französischen Versammlungen alle Staatseinrichtungen umzustürzen unternahmen und dadurch nicht nur den äußersten Widerstand des Adels und der Geistlichkeit, sondern auch eines Theiles des Volkes hervorriefen. Die Freunde des alten Königthums richteten eine besondere Regentschaft (Junta) ein und beriefen eine sogenannte „Glaubensarmee", um den König aus den Banden der Cortes zu befreien. Ueberall entbrannte ein blutiger Bürgerkrieg. Aehnliche Vorgänge fanden in Portugal und in einzelnen Ländern Italiens statt. In Portugal war Johann Vi. wieder als König eingesetzt worden, lebte aber in Brasilien und ließ das Mutterland durch eine Regentschaft, an deren Spitze der englische Befehlshaber, Lord Beresford, stand, beherrschen. Auch hier entstand aber im Jahre 1820 eine Militairverschwörung und ein Volksausstaud; es mußte gleichfalls eine constitntionelle Verfassung mit den freisinnigsten Einrichtungen eingeführt und von dem König Johann für Portugal und für Brasilien beschworen werden. In Italien war das Volk durch geheime revolutionäre Gesellschaften (Carbonari), welche die Einführung demokratischer Einrichtungen und zugleich die Vereinigung ganz Italiens zu einem großen Staate zum Zweck hatten, schon lange bearbeitet worden, Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 9

8. Theil 4 - S. 165

1880 - Stuttgart : Heitz
Unruhen in Italien. 165 selbe Geist, welcher hier vorherrschte, wurde in der neu erwachten Burschenschaft auf den Universitäten, sowie in einem Theil der Presse, in geheimen Verbindungen aller Art genährt. Endlich machten schwärmerische, verirrte Jünglinge in Gemeinschaft mit politischen Flüchtlingen u. a. einen wirklichen, aber thörichten Versuch zum Umsturz der bestehenden Verfassung durch das sogenannte Frankfurter Attentat. Verführt durch lügenhafte Vorspiegelungen von Frankfurter Mitverschworenen und in verblendetem Vertrauen auf einen verheißenen Aufstand der Bevölkerung der Umgegend wagten sie einen frevelhaften Angriff auf die Besatzung von Frankfurt, töbteten einige Soldaten und riefen das Volk zur Eroberung der Freiheit auf, welche sie von dem Sitze des Bundestags auf ganz Deutschland auszudehnen hofften. Aber sie sahen sich bald in ihren kühnen Erwartungen auf größere Theilnahme getäuscht, wurden von dem Militär in die Enge getrieben und, soweit sie sich nicht durch die Flucht retten konnten, gefangen gesetzt. In Folge dieser Ereignisse verschärften die Regierungen ihre Maßregeln der Vorsicht: in ganz Deutschland wurden strenge Untersuchungscommissionen gegen die demagogischen Umtriebe niedergesetzt, die Führer der liberalen Partei streng beobachtet und verfolgt, und durch Bundestagsbeschlüsse wurde die souveraiue Gewalt der Fürsten gegen etwaige Uebergriffe der Ständeversammlungen bestimmter als bisher festgestellt. Auch in dieser Gegenwirkung gegen die Revolution wurde nicht immer die wünschenswerthe Mäßigung beobachtet, und dadurch eine geheime Fortwirkung der liberalen Bestrebungen und besonders der Widerwille gegen den Bundestag um so mehr befördert. Auch in Italien gingen die Bewegungen, welche in Folge des Julisturms ganz Europa durchzuckten, nicht spurlos vorüber. Besonders entstanden in Modena und in den Kirchenstaaten heftige Unruhen. Auf die Bitten des Herzogs von Modena und des Papstes Gregor Xvi. rückten jedoch östreichische Truppen ein und stellten die Ruhe bald wieder her. Der Papst mußte indeß auf Drängen seiner eigenen Bundesgenossen, der Oestreich er, die Zusage ertheilen, einige wesentliche Verbesserungen in der Verwaltung seiner Staaten eintreten zu lassen. Als nach dem Ausrücken der Hülsstrnppen aber die Unterthanen sich mit den eingeführten sehr geringen Aenderungen nicht zufrieden erklärten, nahm der Papst nochmals zu Oestreich seine Zuflucht, und neue Truppen rückten ein, welche jedoch von den Bewohnern selbst' als Helfer gegen die

9. Theil 4 - S. 240

1880 - Stuttgart : Heitz
240 Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Minister von Radowitz, welcher die sofortige Mobilmachung der ganzen preußischen Armee als Kriegsdrohung gegen Oestreich beantragte, zu entlassen (3. November). An seine Stelle trat Herr von Manteussel, welcher nach dem gleich darauf (6. November) erfolgten Tode des um Preußen hochverdienten Grafen von Brandenburg auch an die Spitze des ganzen Ministeriums trat. Da Oestreich trotz der wieder eingeleiteten Verhandlungen seine Rüstungen fortsetzte, so faßte auch die preußische Regierung den Entschluß der Mobilmachung der Armee. Dem Rufe seines Königes folgte das preußische Volk, wie immer, mit Begeisterung und Opfe^willigkeit. Aber in ganz Deutschland entstand gleichzeitig eine bedeutende Gährung, und die preußische Regierung wurde über den Ausgang in doppelter Beziehung besorgt. Während sie einerseits alle Großmächte Europas gegen sich vereinigt glaubte, fürchtete sie andererseits, daß im Fall eines Kriegs mit Oestreich sich überall die demokratische Partei wieder erheben würde. Um diese Verantwortung nicht auf sich zu nehmen, machte der Minister von M anten ff el noch einen letzten, verzweifelten Versuch zur Verständigung. Er hielt mit dem Fürsten von Schwarzenberg eine Zusammenkunft in Olmütz, wo wirklich eine Einigung in der Weise zu Stande kam, daß zur Ordnung der deutschen Bundesverhältnisse Conferenzen in Dresden gehalten werden, daß aber zur Herstellung der Ordnung in Hessen und des Friedenszustandes in Holstein Oestreich und Preußen zusammen wirken sollten. In Preußen und in den befreundeten Staaten erregte diese Convention in weiten Kreisen eine sehr große Mißstimmung. Auch die preußischen Kammern zeigten sich sehr erregt über diesen Ausgang der deutschen Händel und mußten eine Zeit lang vertagt werden, worauf sie sich einer weitern Einmischung in die deutschen Angelegenheiten enthielten. In Kurhessen wurde durch die Bundestruppen der Gehorsam gegen die Hasseupflug'sche Regierung erzwungen, und nach Holstein rückten, da Preußen nicht füglich selbst zur Entwaffnung seiner früheren Bundesgenoffen beitragen konnte, östreichische Truppen von Süddeutschland her. Die Herzogthümer fügten sich in die schwere Nothwendigkeit: eine Zeit lang weilte die östreichische Besatzung noch in Holstein und Hamburg, zog sich dann aber aus Norddeutschland wieder zurück. Dänemark verpflichtete sich damals gegen die beiden deutschen Großmächte in einer Note vom 26. August 1851, die verfassungsmäßigen Zustände der Herzogthümer

10. Theil 4 - S. 91

1880 - Stuttgart : Heitz
Krieg der Verbündeten gegen Frankreich. 91 war, erhob sich zuerst, um seinen Rang unter den freien Völkern wiederzugewinnen; Preußen hatte soeben erst die zahllosen und glänzenden Schaareu des französischen Eroberers durch seine Provinzen hinziehen gesehen, und ein Theil seiner eigenen Armee hatte mit gegen Rußland ausziehen müssen; jetzt aber waren dieselben Provinzen, welche kurz vorher die Macht des gewaltigen Kriegsherrn angestaunt hatten, auch die ersten Zeugen der kläglichen und schimpflichen Flucht der zerstreuten französischen Armee. Bei diesem Anblick erwachte in den Herzen aller Patrioten die Hoffnung, daß nun die Zeit gekommen wäre, das verhaßte Joch der Franzosen abzuschütteln. Die Zeit der Unterdrückung selbst war in Preußen nicht unbenutzt geblieben, um eine bessere Zukunft anzubahnen; durch viele innere Einrichtungen war man vielmehr bedacht, die Keime innern Gedeihens und echter Volkskraft zu befruchten und den Tag der Wiedererhebung aus der vorübergehenden Ohnmacht vorzubereiten. Zwar lastete auf dem unglücklichen Lande, insoweit es dem preußischen Fürstenhause belassen worden war, in jeder Beziehung ein schwerer Druck: eine Kriegsentschädigung und Kontributionen aller Art waren bis zu einer säst unerschwinglichen Höhe zu leisten, französische Besatzungen blieben in den preußischen Festungen und bei seinen Kriegszügen durch preußisches Gebiet stellte Napoleon immer neue willkürliche Forderungen an das schwer geprüfte Sand; auch wachte der fremde Gewalthaber mit strenger, eifersüchtiger Vorsorge darüber, daß Preußen kein größeres als das ihm beim Friedensschluß zugestandene Heer unterhielt. Aber ungeachtet dieser Schwierigkeiten wußte die warme ernste Vaterlandsliebe des Königs und einer Reihe von patriotischen Männern die geeigneten Mittel und Wege zu finden, um die innere Entwickelung und Erstarkung Preußens zu fördern. Neben der Opferwilligkeit aller Classen der Einwohner diente eine musterhafte Finanzverwaltung dazu, trotz der großen Kriegskosten die Hülfsmittel des Landes wieder zu heben und zu vervielfältigen, — nicht weniger war man bemüht, den freudigen Patriotismus aller Volksklassen durch die Gewährung gewisser bisher entbehrter Rechte und Freiheiten zu entwickeln. Unter den Ministern von Stein und Fürst von Hardenberg wurden den Bauern manche drückende Lasten der alten Erbunter-thänigkeit abgenommen, den Bürgern durch die Einführung einer freisinnigen Städteordnung eine höhere Theilnahme am Gemeinwohl eingeflößt. Viele geistliche Güter und Kapitel, deren Ein-
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